Karneval bei den Goralen

Es ist Karnevalszeit. Die ganze Welt amüsiert sich. Doch man muss bei Weitem nicht ins besagte Rio de Janeiro nach Brasilien fahren, um bleibende Eindrücke zu sammeln. Im Winter findet auch in Polen eine große Party statt – farbenfroh, fröhlich, und das auch noch in heimischen Gefilden. Die Rede ist vom goralischen Karneval in der Bukowina Tatrzanska in Podhale. Ein fünftägiges Spektakel (in diesem Jahr vom 8. bis 12. Februar) mit Musik und köstlichen Speisen inmitten schneebedeckter Berge, das selbst die größten Miesepeter in gute Stimmung versetzt.

Fröhlicher Festumzug

Am Tag gehört die Stadt den Sternensingern. Sie fahren auf bemalten Schlitten, gemeinsam mit Tänzern in verschiedenen Kostümen. Dazu spielen sie Geige und singen. Am Abend feuern die Gäste die Paartanzdarbietungen an. Männer und Frauen in Volkstrachten wirbeln dabei derart herum, dass auch die Zuschauer zum Mittanzen animiert werden. Der Höhepunkt des Programms erfordert ein besonderes Maß an Geschicklichkeit. Dabei gilt es, mit den Händen an die eigenen Füße zu klatschen oder den goralischen Kreistanz (zwyrtanie) aufzuführen, eine Abfolge schneller Drehungen. Ungewöhnlich mitreißend fallen auch die Vorführungen des sogenannten Räubertanzes aus. Diesen findet man auf keinem anderen Karneval der Welt. Dabei handelt es sich ausschließlich um einen männlichen Tanz. Sportliche junge Männer mit Hüten und in bestickten Hosen springen dabei im Kreis herum, traktieren sich mit Bergstöcken und stoßen laute Schreie aus.

Während des Karnevals finden auch Theateraufführungen statt – alle, versteht sich, ebenso volkstümlich und ausgelassen. Schaut euch zum Beispiel an, wie es aussieht, wenn „Sauerkraut nach EU-Norm haltbar gemacht“ wird – so lautet der Titel eines Stücks. Und wem dabei das Wasser im Mund zusammenläuft, der muss im Rahmen des Karnevalsvergnügens unbedingt ein leckeres Stück des goralischen Kuchens probieren. Bei saftigen Moskole, den großen, auf Blechen gebacken Kartoffelpuffern lässt sich mit Sicherheit Kraft tanken für die weitere Party.

Der Kumoterki-Wettlauf

Es lohnt sich, bis zum Ende des Karnevals zu bleiben, denn die interessanteste Veranstaltung findet am letzten Tag statt. Wisst ihr, was Kumoterki sind? Das sind traditionelle goralische Zweipersonenschlitten, die einander hinterherjagen. Die Besatzung besteht aus einem Paar – dem Kumoter und der Kumoterka. Während der Mann fährt muss die Frau ihren Körper so balancieren, dass das Fahrzeug sich nicht zu sehr in die Kurven legt. Das ist gar nicht so einfach. Die Schlitten sind leicht und beschleunigen schnell, während sie Schnee aufwirbeln. Es kommt vor, dass sie trotz der tüchtigen Anstrengungen der Komoterka umkippen und das Paar im Schnee landet. Genauso aufregend sind auch die Skiring-Darbietungen, also die Skifahrt an der Leine eines Pferdes. Die Tiere sind nur schwer zu bändigen, sodass die Zuschauer dieses Treiben mit angehaltenem Atem verfolgen.

Schnee und heißes Wasser

Es ist so gut wie unmöglich, sich in Podhale aufzuhalten und nicht Ski zu fahren. Liebhaber des weißen Wahnsinns werden sich wohlfühlen im nahegelegenen Ort Bialka Tatrzanska. Dort kann man entweder die Anfängerpisten hinabfahren, während all jene, die in der Kunst der Abfahrt geschickter sind, die schwierigeren Trassen nehmen. Auf jene, die noch nie auf Skiern standen, warten Skischulen für Anfänger. Da ist es doch gut, zu wissen, dass es in der Gemeinde 10 Sessellifte und dreißig Aufzüge gibt.

Wer auf den Abhängen friert, kann sich in den Termalbädern aufwärmen. Es gibt sie in Bialka und in Bukowina. Ein Bad im warmen Erdquellwasser (28 bis 36 Grad), umgeben von schneebedeckten Bergen (die man durch große Fensterscheiben betrachten kann), ist eine äußerst angenehme Art der Erholung. Und so kann man am Abend in der Wirtschaft erneut zu goralischen Klängen das Tanzbein schwingen. Übrigens nicht nur zur Karnevalszeit…

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